Unterschied von Grüner Gentechnik und Neuen Genomischen Techniken (NGT)
Unter Grüner Gentechnik versteht man Verfahren, mit denen man gezielt Gene in das Erbgut von Pflanzen übertragen kann. In der Europäischen Union wird Gentechnik sehr restriktiv angewendet: Derzeit sind 58 GVO für die Verwendung in Lebens- bzw. Futtermitteln zugelassen. Dazu zählen Mais, Baumwolle, Sojabohnen, Ölraps und Zuckerrüben. Klassische Gentechnik nutzt unterschiedlicheÜbertragungsmechanismen, um die Gene in die Zelle einzuschleusen: zum Beispiel eine „Mini-Kanone“, die die Zelle mit den neuen Genen mit hoher Geschwindigkeit beschießt, oder es werden Bakterien als Transporter genutzt. Wo und wie häufig eine gentechnische Veränderung entsteht, ist zufällig und beeinflusst allerdings, ob und wie das neue Gen funktioniert und ob es möglicherweise andere, pflanzeneigene Gene zerstört. In der klassischen Gentechnik müssen Forscher daher lange suchen, bis sie eine Zelle finden, bei der die gentechnische Veränderung so funktioniert hat, wie es beabsichtigt war.
Neue Genomische Techniken wie CRISPR/Cas (Genschere) bzw. Genome Editing benutzenbiologische Werkzeuge (Proteine oder RNS), die genau die Sequenz im Genom erkennen können, die verändert werden soll. Entscheidend ist, dass bereits vorhandene Eigenschaften einer Pflanze dadurch hervorgeholt werden. Die mittlerweile am häufigsten angewandte Methode zur zielgerichteten Veränderung von bereits vorhandener Erbinformation ist die sogenannte „Genschere“ CRISPR/Cas.
Positionierung der FDP zu den Neuen Züchtungsmethoden
Die FDP will die Förderung der Gentechnik auf möglichst breiter Basis unterstützen. Dies bekräftigt sie mit einem entsprechenden Antrag auf dem FDP-Bundesparteitag am 23.4.2023.
Ich finde: Wir brauchen eine Technologieagenda in der Agrarpolitik. Gerade die vielfältigen Krisen und Herausforderungen der weltweiten Ernährungssicherung machen es unabdingbar, dass wir die Chancen von Innovationen als Lösungswege ernst nehmenund auch nutzen. Erfolgversprechende Technologien müssen auch in Deutschland und Europa Anwendung finden dürfen.
Neue Züchtungsmethoden müssen als Instrument für Fortschritt und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft nutzbar gemacht werden.
Das aktuelle EU-Gentechnikrecht verhindert durch eine politische Überregulierung, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse (CRIPR/Cas), für die die französische Genetikerin und Biochemikerin Emmanuelle Charpentier und die US-amerikanische Biochemikerin Jennifer Doudna im Jahr 2020 mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet wurden, de facto nicht auf europäischen Äckern zum Einsatz kommen können. Gerade im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel kommt den neuen Züchtungsverfahren eine große Bedeutung zu. Mit CRISPR-Cas können Forschungsziele sicherer, präziser und vor allem schneller als mit konventionellen Züchtungsmethoden erreicht werden, da der Austausch der Gene selektiv erfolgt. Die Bestrebung nach mehr Klima- und Umweltschutz in der Landwirtschaft bei gleichzeitiger Ertragssicherung ist nur durch Anwendung neuer Züchtungsmethoden möglich.
Für die FDP-Bundestagsfraktion ist die Novellierung des EU-Gentechnikrechts daher das Schlüsselthema in der Agrarpolitik im Jahr 2023.